Katu Yapi

Der erste Eindruck: Katu Yapi, ca. fünfzig Jahre alt, wettergegerbtes Gesicht, pechschwarzes Haar und nur wenig hellere Haut, weiß genau, wie man einen zwölf Jahre alten Pickup ans Laufen bekommt. Noch bevor wir über seine Arbeit als Chef des „Lutheran Health Service“ plaudern können, muss er erst die Motorhaube öffnen, an den Kontakten der Batterie rütteln, die Motorhaube zuschlagen, sich wieder ans Steuer setzen und – kleines Wunder – den Motor starten. Wir klettern auf die hinteren Sitzbänke der Ladefläche.

Auf geht’s zum Markt. Hier wird alles auf dem Boden ausgebreitet. Hühner gackern im Gatter, das Gemüse ist zu kleinen Haufen gestapelt (Preis: ein bis zwei Kina). Die bunten Kleider hängen auf Bügeln. Stolz werden Bilum präsentiert – die farbenprächtigen Netze für jede Art von Transport, deren bunte Muster typisch sind für die jeweilige Herkunftsregion. Natürlich fallen wir hier auf, sozusagen wie blasse Hunde, und Katu stellt uns bei jedermann als „German missionaries“ vor.

Mit Katu sprechen wir über das hiesige Gesundheitssystem und die Versuche der Kirche, die Lücken auszufüllen, die die staatlichen Einrichtungen insbesondere auf dem Land lassen. Die hier ausgebildeten Ärzte arbeiten lieber in den Krankenhäusern der Städte – verständlich, nicht zuletzt wegen der außerhalb der Städte fehlenden Schulen.

Es gibt keine allgemeine Krankenversicherung. Die Patienten bezahlen einen symbolischen Betrag für jede ambulante Behandlung. Besondere Gebühren fallen bei Operationen oder größeren Untersuchungen an.

Beim Mittagessen erzählt Katu über sich selbst, seine Familie und seine langjährigen Erfahrungen als Mitarbeiter der Minenindustrie (Kupfer und Gold). Und wir sprechen über Sprache: hier beherrschen die meisten davon drei, die lokale Sprache (von denen es hier 800 gibt), Tok Pisin, und Englisch. Oder lokale Sprache, Tok Pisin und Motu. Oder nur die lokale Sprache und Motu. Oder zwei lokale Sprachen…

Auf unsere Frage nach Erlebnissen früherer Generationen während des Zweiten Weltkrieges im Pazifikraum (in Deutschland wahrscheinlich sowieso völlig unbekannt) schüttelt er den Kopf. Geschichte wird hier, wenn überhaupt, mündlich weitergegeben, und da konnten Eltern und Großeltern eben nichts aus eigener Erfahrung berichten. Dass es in Neuguinea zu fürchterlichen Kämpfen zwischen Japanern einerseits und Australiern, Neuseeländern, Briten und Indern andererseits gekommen, davon legen in Lae der australische Soldatenfriedhof und ein bestens gepflegtes Mahnmal beredtes Zeugnis ab.

Der große Botanische Garten von Lae, neben dem Friedhof, ist leider für Besucher nicht zugänglich. Hier hätten wir sonst zum ersten Mal Paradiesvögel sehen können, die „nationalen“ Vögel des Landes. Wir werden weiter darauf warten müssen.

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