Logaweng

Holger, der Theologe aus Wuppertal, holt uns freundlicherweise mit dem großen Pickup ab. Wir machen noch ein paar Einkäufe auf dem Markt, dann lässt er einige geduldig am Straßenrand wartende Frauen und Kinder auf die Ladefläche steigen und es geht los nach Logaweng.

Das „Senior Flierl Seminary“ liegt weit oben auf dem Berg. Die holprige, ungeteerte Straße dorthin ist zwei Kilometer lang und muss einen Höhenunterschied von 400 Meter überwinden – wir haben also eine durchschnittliche (!) Steigung von 20% vor uns. Schön, dass der Toyota mit Vierradantrieb ausgestattet ist.

Nach zwanzig Minuten sind wir oben in Logaweng, wo uns eine der theologischen Ausbildungsstätten der Evangelischen Lutherischen Kirche erwartet. Die weitläufigen Häuser inmitten einer tadellos gepflegten Rasenlandschaft beherbergen 20 Studenten und das Lehrpersonal.

Norbert begrüßt uns, der Stützpunktmanager aus Franken, und wir machen einen kleinen Rundgang über das Gelände. Er zeigt uns die Schreinerei, die einst mit australischen Geräten ausgestattet wurde und heute, fast siebzig Jahre später, immer noch mit den ursprünglichen Werkzeugen auskommen muss.

Die strukturellen Probleme hier sind enorm. Die Elektrizität kommt nur sporadisch, und das Wasser fehlt wegen der wochenlangen Trockenheit fast völlig.

Holger kocht wunderbar, drei Sorten Gemüse und einen frischen Gurkensalat, dazu gekühltes Mineralwasser. Nach Sonnenuntergang kommt das Licht über die Batterie der Photovoltaikanlage. Während des Essens befragen wir die beiden über die Arbeit hier, den Alltag am Ende der Welt, über das Curriculum, die schulische Vorbildung der Studenten, die Verpflegungssituation, die Sicherheitslage und die Geschichte der Einrichtung. Holger erzählt vom Missionar, der in den dreißiger und vierziger Jahren hier tätig war, und vom Neubau der Einrichtung in den fünfziger Jahren.

Er hat jahrelange Erfahrung mit ähnlichen Einrichtungen auf Fidschi und in Südafrika und teilt freimütig seine Einschätzungen mit uns. Vieles müsste man anders machen, meint er, aber die Versäumnisse des Schulsystems im Land könne man nicht so schnell ausgleichen, und der australisch akzentuierte Lehrplan ist vielleicht doch nicht so geeignet für eine Extremsituation wie in Logaweng. Wir bewundern das Engagement der Studenten (Studentinnen gibt es fast nicht), die nach ihrer Ausbildung als Prediger in die örtlichen Gemeinden geschickt werden; dort werden sie sich selbst versorgen müssen, denn die Kirche kann ihnen kein Gehalt zahlen.

Pechschwarze Nacht um uns herum, als Norbert uns nach vier Stunden wieder nach unten, zurück nach Butaweng fährt. Er kennt hier jede Kurve, jedes Schlagloch. Wir verabreden uns für Montag, wenn wir endgültig aus Finschhafen abreisen werden.

Avatar von Ursula Richter

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